Kardinal Marx durfte vietnamesische Diözese Vinh nicht besuchen
Datum: Donnerstag, dem 21. Januar 2016
Thema: Forum - Central Infos


21.01.2016 (Forum Vietnam 21) - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, besuchte Vietnam während der Zeit von 8. bis 16. Januar, auf Einladung der vietnamesischen Bischofe. Mit dem Besuch wollte Kardinal Marx eine Kirche kennenlernen, die sich trotz schwieriger Situation entwickelt, und vor allem wollte er die Verbundenheit der Kirche in Deutschland mit den Katholiken in Vietnam zum Ausdruck bringen.

Sein geplanter Besuch der Diözese Vinh im Zentralvietnam wurde jedoch von den Behörden untersagt, ohne dafür einen Grund zu nennen. Diese Nachricht ging im Vorfeld des gestern eröffneten 12. Parteitages der Kommunistischen Partei Vietnams unter, da viele Gerüchte über die Besetzung der Parteiführung in die Welt gesetzt und dadurch Disskussion und Spekulation im ganzen Land ausgelöst wurden.

Die Diözese Vinh umfasst drei Provinzen Nghe An, Ha Tinh und Quang Binh, sie liegt etwa 300 km südlich von der Landeshauptstadt Hanoi und gilt in der letzten Zeit als einer der religiösen „Hotspots“ in Vietnam. Am 8. Januar hat der Bischof der Diözese Vinh, Bischof Paulus Nguyen Thai Hop, in einem Schreiben an das Religionskomitee des Innenministeriums eine Erklärung für die Entscheidung gefordert, den geplanten und angemeldeten Besuch des Kardinals Marx und der deutschen Delegation in der Diözese Vinh abzusagen, obwohl Artikel 35 des Gesetzes über die Ausübung von Religion und der Glaubensgemeinschaften des Jahres 2004 und Artikel 37 der Regierungsverordnung Nr. 92/2012 dies ausdrücklich vorgeschrieben haben, dass bei einer Absage klare Gründe genannt werden müssen.

Dieses Phänomen hat noch einmal ganz deutlich gezeigt, dass in Vietnam die Behördenwillkür überall im Lande vorherrscht. Was die Zentralregierung sagt, muss nicht unbedingt von den Regionalregierungen respektiert und durchgeführt werden. Dieses ungeschriebene Gesetz ist eine Realität in Vietnam, sie garantiert die Wahrnehmung von politischen und wirtschaftlichen Interessen der Provinzherrscher in diesem Diktatursystem. Nach der Machtübernahme in Südvietnam durch das kommunistische Nordvietnam im Jahre 1975 herrschten im ganzen Land überwiegend Hungersnot und Armut. Erst im Jahre 1987, nachdem Gorbatschow Vietnam dringend dazu geraten hat, politische Reforme durchzuführen, bzw. das Land zu öffnen, selbst diplomatische Beziehungen mit den kapitalistischen Ländern aufzunehmen, um aus der ausweglosen Situation der kommunistischen Länder der damaligen Zeit zu kommen. Im Jahre 1991 brach die Sowjetunion zusammen, Vietnam verlor die Orientierung und ging schliesslich mit China ein Bündnis ein, Vietnam führte die Politik der Öffnung ein, hält sich aber fest am Sozialismus, somit bleibt die kommunistische Partei der Alleinherrscher im ganzen Land. 2006 erlaubte die Partei ihren Mitgliedern, Privatwirtschaft zu betreiben. Diese sog. "Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung" hat zwar die wirtschaftliche Situation Vietnams verbessert, das Land konnte sich langsam wieder erholen, sie hat aber auch dem Teufel aus der Flasche verholfen, denn damit hat die kommunistische Partei die Möglichkeit dafür geschaffen, dass die Mitglieder der kommunistischen Partei, und vor allem aber die Kader, die Ressourcen und Produktionsmittel des Landes an sich reißen und sie für eigenen Interessen in Anspruch nehmen, das sind hauptsächlich Ländereien und Grundstücke. Das war einer der Hauptgründe für die Konflikte zwischen Kirche und Regierung.

Während in den Großstädten wie Hanoi oder Saigon die Austragung dieser Art von Interessenkonflikten wegen der breiten Öffenlichtkeit noch moderat geschieht, sind die Unterdrückungsmaßnahmen durch die Provinzregierungen gegen die katholischen Kirchengemeinden, aber nicht nur gegen sie, sondern gegen alle Glaubensgemeinschaften in Vietnam viel heftiger. Die Kirche und ihre Aktivitäten waren schon immer ein Übel für das System, darüber hinaus sind die katholischen Priester von Natur aus engagierter, sie setzen sich nicht nur für das Recht auf Religionsfreiheit, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, für Menschenrechte und Demokratie ein. Sie sind daher oft Opfer von Brutalität durch die örtliche Polizei. Der letzte Vorfall ereignete sich an Silvester, am 31. Dezember 2015, wo der Pfarrer Anton Dang Huu Nam der Gemeinde Phu Yen, Provinz Nghe An in Diözese Vinh von einem Schlägertrupp der Polizei brutal attackiert wurde. Der als Anwalt für Menschenrechte und Demokratie bekannte Priester sagte mutig, nachdem er angegriffen wurde: „Ich werde meine Stimme noch lauter erheben, denn das ist die Wahrheit. Wir fürchten uns nur vor der Wahrheit, aber nicht vor Gewalt. Denn wenn wir uns vor Gewalt fürchten, werden wir durch Gewalt nur unterdrückt!“

Außer den Treffen mit den Bischöfen und gemeinsamen Gottesdiensten in den Diözesen von Hanoi, Saigon, in den Provinzen Bac Ninh und Vinh Phuc hatte Kardinal Marx während seines Besuchs in Vietnam auch Gelegenheit mit Regierungsvertretern zu sprechen und einigen politischen Dissidenten und katholischen Intellektuellen zu begegnen.

Den letzten Tag seiner Vietnam-Reise widmete er dem Besuch des Klosters in Thu Thiem im 2. Distrikt von Saigon. Dem 1840 gegründeten Kloster mit 300 Ordensschwestern der Schwesternkongregation "Liebe zum Heiligen Kreuz" droht der Abriss trotz des heftigen Widerstands der Kirche und der Bevölkerung. Die Regierung plant die Zwangsumsiedlung der Anwohner des Bezirks durchzuführen, die vorhandenen Häuser, einschließlich Kloster, plattzumachen, um Platz für eine ökonomische Modernisierung zu schaffen. Die von der Bevölkerung genannten „roten Kapitalisten“ lassen keine Gelegenheit aus, finanziell zu profitieren, sie investieren ihr zweifelhaft erworbenes Geld in den dort neuzubauenden Stadtteil mit Shopping-Center und hochpreisigen Hochhäusern, die Baufirmen samt Lieferanten und Vertrieb gehören ihnen oder ihren Angehörigen, Verwandten oder Geschäftsverbündeten.

Zum Abschied tröstete Kardinal Marx die Kirche in Vietnam damit, dass die deutschen Bischöfe ihr gerade in schwierigen Umbruchzeiten zur Seite stehen würden, er sagte: „Keine Organisation, egal ob politisch oder wirtschaftlich, darf die Religionsfreiheit verletzen!“. (Hai Tran)


Dr. Hong-An Duong
Koordinator des "Forum Vietnam 21"
www.vietnam21.info
forumvietnam21@gmail.com

Forum Vietnam 21 ist ein Aktionsbündnis für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Es versteht sich als Bestandteil der Demokratiebewegung in Vietnam und unterstützt alle Bemühungen um den friedlichen Wandel der kommunistischen Diktatur in eine Demokratie.
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Zitiert aus der Veröffentlichung des Autors >> tdfvn21 << auf http://www.freie-pressemitteilungen.de. Haftungsausschluss: Freie-PresseMitteilungen.de / dieses News-Portal distanzieren sich von dem Inhalt der News / Pressemitteilung und machen sich den Inhalt nicht zu eigen!


21.01.2016 (Forum Vietnam 21) - Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, besuchte Vietnam während der Zeit von 8. bis 16. Januar, auf Einladung der vietnamesischen Bischofe. Mit dem Besuch wollte Kardinal Marx eine Kirche kennenlernen, die sich trotz schwieriger Situation entwickelt, und vor allem wollte er die Verbundenheit der Kirche in Deutschland mit den Katholiken in Vietnam zum Ausdruck bringen.

Sein geplanter Besuch der Diözese Vinh im Zentralvietnam wurde jedoch von den Behörden untersagt, ohne dafür einen Grund zu nennen. Diese Nachricht ging im Vorfeld des gestern eröffneten 12. Parteitages der Kommunistischen Partei Vietnams unter, da viele Gerüchte über die Besetzung der Parteiführung in die Welt gesetzt und dadurch Disskussion und Spekulation im ganzen Land ausgelöst wurden.

Die Diözese Vinh umfasst drei Provinzen Nghe An, Ha Tinh und Quang Binh, sie liegt etwa 300 km südlich von der Landeshauptstadt Hanoi und gilt in der letzten Zeit als einer der religiösen „Hotspots“ in Vietnam. Am 8. Januar hat der Bischof der Diözese Vinh, Bischof Paulus Nguyen Thai Hop, in einem Schreiben an das Religionskomitee des Innenministeriums eine Erklärung für die Entscheidung gefordert, den geplanten und angemeldeten Besuch des Kardinals Marx und der deutschen Delegation in der Diözese Vinh abzusagen, obwohl Artikel 35 des Gesetzes über die Ausübung von Religion und der Glaubensgemeinschaften des Jahres 2004 und Artikel 37 der Regierungsverordnung Nr. 92/2012 dies ausdrücklich vorgeschrieben haben, dass bei einer Absage klare Gründe genannt werden müssen.

Dieses Phänomen hat noch einmal ganz deutlich gezeigt, dass in Vietnam die Behördenwillkür überall im Lande vorherrscht. Was die Zentralregierung sagt, muss nicht unbedingt von den Regionalregierungen respektiert und durchgeführt werden. Dieses ungeschriebene Gesetz ist eine Realität in Vietnam, sie garantiert die Wahrnehmung von politischen und wirtschaftlichen Interessen der Provinzherrscher in diesem Diktatursystem. Nach der Machtübernahme in Südvietnam durch das kommunistische Nordvietnam im Jahre 1975 herrschten im ganzen Land überwiegend Hungersnot und Armut. Erst im Jahre 1987, nachdem Gorbatschow Vietnam dringend dazu geraten hat, politische Reforme durchzuführen, bzw. das Land zu öffnen, selbst diplomatische Beziehungen mit den kapitalistischen Ländern aufzunehmen, um aus der ausweglosen Situation der kommunistischen Länder der damaligen Zeit zu kommen. Im Jahre 1991 brach die Sowjetunion zusammen, Vietnam verlor die Orientierung und ging schliesslich mit China ein Bündnis ein, Vietnam führte die Politik der Öffnung ein, hält sich aber fest am Sozialismus, somit bleibt die kommunistische Partei der Alleinherrscher im ganzen Land. 2006 erlaubte die Partei ihren Mitgliedern, Privatwirtschaft zu betreiben. Diese sog. "Marktwirtschaft mit sozialistischer Orientierung" hat zwar die wirtschaftliche Situation Vietnams verbessert, das Land konnte sich langsam wieder erholen, sie hat aber auch dem Teufel aus der Flasche verholfen, denn damit hat die kommunistische Partei die Möglichkeit dafür geschaffen, dass die Mitglieder der kommunistischen Partei, und vor allem aber die Kader, die Ressourcen und Produktionsmittel des Landes an sich reißen und sie für eigenen Interessen in Anspruch nehmen, das sind hauptsächlich Ländereien und Grundstücke. Das war einer der Hauptgründe für die Konflikte zwischen Kirche und Regierung.

Während in den Großstädten wie Hanoi oder Saigon die Austragung dieser Art von Interessenkonflikten wegen der breiten Öffenlichtkeit noch moderat geschieht, sind die Unterdrückungsmaßnahmen durch die Provinzregierungen gegen die katholischen Kirchengemeinden, aber nicht nur gegen sie, sondern gegen alle Glaubensgemeinschaften in Vietnam viel heftiger. Die Kirche und ihre Aktivitäten waren schon immer ein Übel für das System, darüber hinaus sind die katholischen Priester von Natur aus engagierter, sie setzen sich nicht nur für das Recht auf Religionsfreiheit, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, für Menschenrechte und Demokratie ein. Sie sind daher oft Opfer von Brutalität durch die örtliche Polizei. Der letzte Vorfall ereignete sich an Silvester, am 31. Dezember 2015, wo der Pfarrer Anton Dang Huu Nam der Gemeinde Phu Yen, Provinz Nghe An in Diözese Vinh von einem Schlägertrupp der Polizei brutal attackiert wurde. Der als Anwalt für Menschenrechte und Demokratie bekannte Priester sagte mutig, nachdem er angegriffen wurde: „Ich werde meine Stimme noch lauter erheben, denn das ist die Wahrheit. Wir fürchten uns nur vor der Wahrheit, aber nicht vor Gewalt. Denn wenn wir uns vor Gewalt fürchten, werden wir durch Gewalt nur unterdrückt!“

Außer den Treffen mit den Bischöfen und gemeinsamen Gottesdiensten in den Diözesen von Hanoi, Saigon, in den Provinzen Bac Ninh und Vinh Phuc hatte Kardinal Marx während seines Besuchs in Vietnam auch Gelegenheit mit Regierungsvertretern zu sprechen und einigen politischen Dissidenten und katholischen Intellektuellen zu begegnen.

Den letzten Tag seiner Vietnam-Reise widmete er dem Besuch des Klosters in Thu Thiem im 2. Distrikt von Saigon. Dem 1840 gegründeten Kloster mit 300 Ordensschwestern der Schwesternkongregation "Liebe zum Heiligen Kreuz" droht der Abriss trotz des heftigen Widerstands der Kirche und der Bevölkerung. Die Regierung plant die Zwangsumsiedlung der Anwohner des Bezirks durchzuführen, die vorhandenen Häuser, einschließlich Kloster, plattzumachen, um Platz für eine ökonomische Modernisierung zu schaffen. Die von der Bevölkerung genannten „roten Kapitalisten“ lassen keine Gelegenheit aus, finanziell zu profitieren, sie investieren ihr zweifelhaft erworbenes Geld in den dort neuzubauenden Stadtteil mit Shopping-Center und hochpreisigen Hochhäusern, die Baufirmen samt Lieferanten und Vertrieb gehören ihnen oder ihren Angehörigen, Verwandten oder Geschäftsverbündeten.

Zum Abschied tröstete Kardinal Marx die Kirche in Vietnam damit, dass die deutschen Bischöfe ihr gerade in schwierigen Umbruchzeiten zur Seite stehen würden, er sagte: „Keine Organisation, egal ob politisch oder wirtschaftlich, darf die Religionsfreiheit verletzen!“. (Hai Tran)


Dr. Hong-An Duong
Koordinator des "Forum Vietnam 21"
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Forum Vietnam 21 ist ein Aktionsbündnis für Demokratie und soziale Gerechtigkeit. Es versteht sich als Bestandteil der Demokratiebewegung in Vietnam und unterstützt alle Bemühungen um den friedlichen Wandel der kommunistischen Diktatur in eine Demokratie.
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